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Leseprobe Seite 2

Fantasy Abenteuer > FATUM Die Kristalle

Matthias wollte verzweifelt und wütend sein, sich hinsetzen, fluchen, weinen, aufstehen an Steine treten, den Kopf in den Sand stecken, in ein Schneckenhaus kriechen und dort sich in sich selbst verlieren. Mit brennenden, tränenden Augen blickt er in die verkohlten und glühenden Trümmer des Hubschraubers. Er steht unbeweglich da und starrt. Nur an den zuckenden Gesichtsmuskeln, die leichte Bewegungen im Gesicht von Matthias hervorrufen, kann man sehen, dass er noch lebt. Oder sind es nur die Lichtspiele, hervorgerufen durch die Feuer aus dem Wrack, die dies vortäuschen? Matthias fühlt, dass er Metel unrecht tut. Er will allerdings im Augenblick böse und destruktiv denken. Das tut ihm gut. Nach einer kurzen Zeit wildester Vorwürfe und Spekulationen beruhigen sich langsam seine Nerven. Ein wenig Gelassenheit kehrt wieder in sein Denken ein. Eigentlich ist alles, was Metel bisher getan hat, in sich schon der Beweis, dass er nicht vernichten will, denn das hätte er schon längst tun können. Ohne ihn hätten er und seine Freunde gar nicht überleben können. Dass Metel fähig wäre ihn zu führen bzw. seinen Geist zu unterjochen, wie es die Violetten mit Wegener und seinen Schulkameraden getan haben, ist ihm mittlerweile bewusst. Er bemerkt, dass Metel sich in der jetzigen Situation aus seinen Gedanken fernhält. Er kann sogar fühlen, dass er noch nicht einmal mithört. Metel hat sich total eingeigelt. Er benimmt sich wie ein guter Freund, der merkt, dass der andere allein sein will und respektiert diesen Wunsch.

„Hallo Metel ..., ich möchte dich sprechen.“

Die sympathische Gedankenstimme von Metel taucht im Bewusstsein von Matthias auf. Er geht nicht auf die Dinge ein, die Matthias ihm gesagt hatte, bevor er sich, gemäß dem Kodex seiner Spezies, zurückgezogen hatte.

„Ja Matthias?“

„Ich möchte, dass du mir hilfst.“

„Ja, sofort.“

Ohne einen weiteren Kommentar beginnt Metel die psychischen Belastungsmomente, die das Denken von Matthias überlagern, sukzessive zu verringern. Weder löscht er Erinnerungen noch verbiegt er Empfindungen oder bringt gar neue Bilder in das Denken ein. Er relativiert lediglich das Befinden. Die düsteren Bilder verschwinden somit nicht vor den dunklen, fast schwarzen Augen von Matthias, er nimmt ihnen jedoch die Brisanz und somit verlieren sie einiges an Schrecken. Seine Gedanken können sich wieder den Vorgängen auf dem Gletscher widmen. Sein Blick wandert vom glühenden Helikopter den Hang hinunter.
Den zweiten Hubschrauber scheinen die Violetten ganz gut in den Griff zu bekommen. Metel will nicht mehr einschreiten, um nicht noch mehr Leben zu riskieren. Obwohl er und auch Matthias nicht sicher sind, ob die Besatzung das überleben wird. Dieser Pessimismus ist ihrer Meinung nach angebracht.

Gespannt verfolgen sie von ihrem Aussichtspunkt das weitere Geschehen. Der Hubschrauber geht in den Schwebeflug über und bleibt ein paar Zentimeter über dem Gletschereis stehen. Die Türen gehen auf. Eine Person streckt den Kopf heraus. Sie wird brutal von Wegener am Kragen herausgezogen und auf das Eis geschleudert. Das Gleiche geschieht mit einer zweiten Person, wohl einer der Piloten. Die drei verschwinden in dem Hubschrauber. Die beiden Personen auf dem Eis bleiben regungslos liegen. Die Tür geht zu, um jedoch nach kurzer Zeitspanne noch mal aufzugehen.
Wegener schiebt den Kopf heraus, seine grollende Stimme, die fast nicht mehr zu erkennen ist, übertönt den Lärm des Fluggerätes. Sie füllt das Gletschertal und bricht sich an den Felswänden, während der Hass von Ithes aus den Augen von Wegener sprüht. Das ist sowohl für Metel als auch für Matthias erkennbar. Die Augen von Wegener scheinen mit glühender Lava gefüllt zu sein. Matthias fühlt regelrecht den ausströmenden Hass. Leichte Schweißperlen erscheinen auf seiner Stirn. „Metel, wenn du noch existieren solltest, was ich dir nicht gönne, werde ich dich das nächste Mal töten. Deinem Wesen rate ich zu verschwinden. Ich weiß, wer er ist und werde ihn verfolgen. Er wird ebenfalls getötet, es sei denn, er schmeißt dich raus. Ich töte euch!“ Dröhnendes Lachen dringt aus dem Munde von Wegener, dann fällt die Tür des Hubschraubers zu.

Matthias läuft es eiskalt den Rücken herunter. Er ist sich nicht klar darüber, ob dies von der Stimme seines Lehrers kommt oder von der Kälte, die ihn umgibt oder gar von der Gefahr, die spürbar mit den Worten Wegeners in seine Sinne getragen wurde. Seine Empfindungen scheinen Achterbahn mit ihm zu fahren. Vor ein paar Minuten noch Gefühlsanwandlungen, die ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben haben. Jetzt friert er...


























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